Grabungskampagne 2018 (08.08.-07.09.2018)
2018 wurden in Ägina Kolonna die Arbeiten im Rahmen des Projektes „Early Mycenaean Aegina: Documenting the Eastern Suburbs of Cape Kolonna“ fortgesetzt. Die Schwerpunkte lagen auf der Neuuntersuchung der frühmykenischen Siedlung im Bereich der sogenannten Äußeren Vorstadt im Nordosten des Grabungsareals sowie der Sanierung der dortigen baulichen Strukturen.
1. Grabungen in der Äußeren Vorstadt
Die archäologischen Untersuchungen konzentrierten sich, wie auch im Vorjahr, auf die beiden Kammern K10 und K01.
1.1. K10
Von 2015 bis 2017 wurden in K10 Zerstörungsschichten von zwei SH IIA-zeitlichen Gebäuden untersucht, die nacheinander in die Kammer hineingestürzt sind. 2018 wurde im noch höher anstehenden südwestlichen Bereich noch ein Teil der untersten Lage der Zerstörungsschicht des älteren Gebäudes freigelegt. Wie bereits in den darüber liegenden und benachbarten Zerstörungsschichten fanden sich im Sediment neben vielen Holzkohlestücken, faustgroße Steine, verbrannte Lehmstücke und Keramikfragmente der Phasen SH I bis SH II.
Im Nordteil der Kammer erhielt sich ein Stück eines mehrphasigen Lehmbodens:
Der oberste Boden (Phase 2) fällt stark von Süden nach Norden (11.89 auf 11.70/70 m) und ist mit sandigen und stuckartigem Material auf Mergel unterfüllt. Nur wenige, insignifikante, sehr kleine Keramikfragmente fanden sich im bzw. unterhalb des Bodens. Eine ähnlich aufgebaute Zwischenphase konnte nur ganz im Norden festgestellt werden. Die unterste Phase des Lehmbodens (Phase 1) reicht weiter nach Süden (11.89 bis 11.69 im Norden) und war mit lockereren Material mit faustgroßen Steinen, Kalkstücken und Keramikfragmenten unterfüllt. Nichts deutet eindeutig auf jüngeres Fundmaterial als SH I hin. Die Mehrphasigkeit des Bodens ist nur im Osten nachweisbar.
Im Westen fand sich in etwa der selben Dicke ein Lehmpacket, das durch einen 1,4 m langen, Nord-Süd-verlaufenden Graben von dem mehrphasigen Boden getrennt wird. Der Graben liegt unterhalb der jüngsten Phase des Bodens (der Boden Phase 2 verlief über den Graben hinweg). Er ist trapezförmig in das Lehmpacket hineingeschnitten. Auf der Sohle des nach Norden abfallenden Grabens (11.73 bis 11.63) fand sich eine Reihe von etwa 25cm großen Steinen. Vielleicht diente der Graben als eine Art Drainage mit einem Sammelbecken in Form einer flachen Mulde an der Südseite.
In der Südost-Ecke von K10 kam bereits 2016 bei Niveau 12.20 eine Steinreihe zum Vorschein. Die weiteren Grabungen brachten mindestens zwei Steinreihen einer Konstruktion zum Vorschein (ST345), die eine Mauerschale Richtung Westen bildet und unter die südliche Mauer
M175 hineinläuft. Der Bereich östlich der Steinreihe war mit verhältnismäßig homogenen Erdmaterial mit wenig Keramik (diagnostische Stücke stammen aus dem späten MH) und Knochen, aber vielen kleinen Steinen und Steinsplittern gefüllt. ST345 entspricht in dieser Form nicht den üblichen Kammermauern. Die Konstruktion könnte eventuell die Stützmauer eines Podiums oder einer Treppe gebildet haben, die zu dem höher gelegenen südlichen Areal geführt hat. Für eine Treppe spräche auch eine dreieckige Ausnehmung in der Ostmauer M197.
Nördlich anschließend an die Struktur ST345 kamen drei große Steinplatten in etwa auf Höhe der unteren Steinreihe zum Vorschein. Sie sind eingebettet in fundleerem gelben Mergel/Lehm. Ihre Funktion und Bedeutung (eventuell untere Trittsteine von Treppe) wird in der kommenden Kampagne zu untersuchen sein.
1.2. K01
In Kammer 1 wurden die Grabungen im Ostbereich der Kammer fortgeführt. Vergleichbar mit den vorjährigen Ergebnissen wurden ab Niveau +12.20 m weiterhin verschiedene Ablagerungsschichten einer Auffüllung beobachtet. Das teils sandige, teils mergelige Material beinhaltete Knochen und Mollusken, Obsidian, wenig Holzkohle, Lehmziegelstücke und ca. 5-7% Keramikfragmente. Die keramischen Funde umfassen kleine Fragmente der früh- und mittelhelladischen Periode und vor allem schachtgräberzeitliche Gefäße. Die Grabungen erreichten im Südosten eine Tiefe von 10.44 m. Hier wurden nach der Bergung mehrerer größerer Fragmente einer bichrom bemalten Amphora die Arbeiten eingestellt.
2. Sanierung gefährdeter Mauern in den östlichen Vorstädten
2018 wurde das Restaurierungs-programm der gefährdeten baulichen Strukturen im Bereich der Vorstädte fortgesetzt. Für die Sanierungsarbeiten wird seit 2014 eine Lehmmörtelmischung aus Flusssand und Kalk (hydraulischen Kalk und etwas Calcium Hydroxid) verwendet, die in der bisherigen Anwendung gute Ergebnisse in Festigkeit und Elastizität zeigt. Langzeitergebnisse sind erst abzuwarten. Die gefährdeten Mauerabschnitte werden gesichert, indem ausgewaschene Fugen und offene Mauerkronen wieder geschlossen sowie unterspülte Fundamentbereiche untermauert werden.
In weiterer Folge sollen zum Schutz der unteren Mauerkanten besonders tief ausgegrabene Bereiche angeschüttet und teilweise wieder aufgefüllt werden. Als Testprojekt wurde 2018 in Kammer K17 mit der Auffüllung begonnen. Hierbei wurde am Boden ein wasserdurchlässiges Flies und darauf eine Lage Steine gelegt. Die Steine wurden mit gesiebter Erde aus den laufenden Grabungen bedeckt.
Grabungsleitung: W. Wohlmayr (Universität Salzburg)
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: L. Berger (Universität Salzburg), A. Tanner (Universität
Zürich, Mauersanierung)
Studentinnen der Universität Salzburg: V. Führer, E. Kreuz, S. Lettner, L. Ludwikowski,
A. Windischbauer
Temporäre MitarbeiterInnen: M. del Negro (Fotografie); R. Smetana (Fundaufnahme);
K. Vafeiadou und P. Theothasaki (Universität Thessaloniki); F. Mirabella (Universität Salerno)
Kooperationen: ÖAI Athen; H. Birk (Geodäsie); A. Karathanou (Universität Thessaloniki,
Archäobotanik); J. Sterba (Universität Wien, Bimssteinanalysen)
Finanzierung: Universität Salzburg, INSTAP Philadelphia (U.S.A.)
Lydia Berger