Grabungskampagne 2015 (17.08.-12.09.2015)
1. Die Äußere Vorstadt im Nordosten der prähistorischen Siedlung
Die Freilegung des Vorstadtareals östlich des zentralen Apollontempels in den 1980er Jahren förderte eine mehrphasige Bebauung der mittleren und späten Bronzezeit ans Licht. Es handelt sich um Erweiterungen der massiv befestigten Siedlung zur Landseite hin, die in eine ältere Innere (Kolonna IX, MHII/III) und in eine jüngere Äußere Vorstadt (Kolonna X/XI, MHIII/SHI) getrennt werden können.
Im Rahmen des Projektes „Early Mycenaean Aegina: Documenting the Eastern Suburbs of Cap Kolonna“ (2014-2019) sind zur Klärung stratigraphischer Fragen Nachuntersuchungen ungegrabener Restflächen vorgesehen.
2015 konzentrierten sich die Untersuchungen auf den Eingangsbereich in die Äußere Vorstadt im Norden und einem anschließenden Hofbereich (K09/K11) sowie eine südlich davon gelegene, noch nicht ergrabene Kammer (K10).
1.1 Grabung in K09/K11
Im Norden der Äußeren Vorstadt erhielt sich ein großer Teil der frühmykenischen Verteidigungsmauer einschließlich eines vorspringenden Turmes und einer Eingangspforte, die später zugemauert wurde. Südlich der Pforte befindet sich ein innerer Verteilerhof (K9/K 11) zu den umliegenden Kammern. Im Hof fand sich, dem natürlichen Geländeabfall hin zur Eingangspforte folgend, ein Entwässerungskanal, der unmittelbar durch den Eingang der Vorstadt das mitgeführte Regenwasser entließ.
1.2 Grabung in K10
In Kammer K 10 wurde in der östlichen Hälfte mit der Ausgrabung begonnen. Unter einer Ausgleichsschicht wurde eine Versturzschicht eines späthelladischen Hauses angetroffen. Diese enthielt reichlich Keramik, verkohlte Holzbalken, Ziegel- und Mergelstücke sowie diverse Kleinfunde. Eine erste Analyse der Keramikfunde datiert die Versturzschicht in die Phase SH IIA.
2. Fundaufnahme und Dokumentation: Mykenische Funde aus der Vorstadt
Einen Schwerpunkt der Untersuchungen zum frühmykenischen Ägina bildet das Studium der aufbewahrten Keramikfunde aus den Jahren 1985-89 aus der Äußeren Vorstadt gemeinsam mit den Funden aus den aktuellen Grabungen.
Die Aufnahme, Dokumentation und Archivierung der Funde ist Teil der Lehrgrabung. Die Funde stammen aus den Kammern K07, K10, K12 und K13.
3. Mauersanierung in den prähistorischen Vorstädten im Osten
Aufbauend auf den bereits in den Vorjahren durchgeführten Schadens-kartierungen und ersten Restaurierungen an den Mauern wurde 2015 mit einer systematischen Sanierung von besonders gefährdeten Mauerabschnitten im Norden und Nordosten der Vorstädte begonnen. Dies betrifft die Festigung der auf-gehenden Architektur in ihrem baulichen Gefüge, die Sicherung von Fundamenten und Unterfütterungen sowie den Schutz der sichtseitigen Maueroberflächen. Es wurde der bereits 2013 erprobte Kalkmörtel sowie als Versuche ein weiterer Kalk- sowie ein Erd-Zementmörtel eingesetzt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass der erprobte Mörtel 1 (aus Sand und natürlichem hydraulischen Kalk NHL 3,5 im Verhältnis 3 : 1) mit einer mittleren Abbindezeit die beste Festigkeit aufwies. Über die Beständigkeit kann noch kein endgültiges Urteil abgegeben werden.
LITERATUR:
Wohlmayr W. / Tanner A. / Frank D., Ägina-Kolonna I – Neue Forschungen auf altem Terrain. Die frühmykenische Äußere Vorstadt und die Möglichkeiten ihrer Instandhaltung. In: Schörner G. / Meinecke K. (Hrsg.), Akten des 16. Österreichischen Archäologentages am Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien 25. – 27. Februar 2016. Wien 2018, 479-501
Grabungsleitung: W. Wohlmayr (Universität Salzburg)
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: L. Berger (Universität Salzburg); A. Tanner (ETH
Zürich)
Studierende der Universität Salzburg: D. Frank, G. Heinrich, E. Humer, E.M. Kreuz,
Ph. Lindmayr, A. Öller, J. Straußberger
Temporäre MitarbeiterInnen: E. Zikou (Keramikrestauration), M. del Negro (Fotografie)
Kooperationen: ÖAI Athen; H. Birk (Geodäsie)
Finanzierung/Sponsoring: Paris-Lodron Universität Salzburg, INSTAP Philadelphia
(U.S.A.), J. Al-Wazzan
Lydia Berger