Grabungskampagne 2016 (16.08.-09.09.2016)
Der Forschungsschwerpunkt lag 2016 auf der Fortsetzung der Untersuchungen der frühmykenischen Siedlung im Bereich der sogenannten Äußeren Vorstadt im Nordosten des Grabungsareals von Ägina Kolonna.
1. Grabungen in der Äußeren Vorstadt
Die archäologischen Untersuchungen wurden im Ost- und im Südwest-Teil der Kammer 10 (K10) fortgesetzt. Das Areal liegt südlich des 2015 neu untersuchten Nordeinganges in die spätbronzezeitliche Vorstadt, der zu einem Verteilerhof mit Entwässerungskanal führte. Die Kammer 10 war bei den Ausgrabungen in den 1980er Jahren nicht vollständig freigelegt worden und bietet einen wertvollen, stratigraphischen Anknüpfungspunkt zu den Zeugnissen der älteren Untersuchungen vorwiegend in den umliegenden Arealen.
Die bereits im Vorjahr angetroffene Zerstörungsschicht setzt sich im Ostteil fort und konnte auch im anschließenden westlichen Bereich untersucht werden. Sie besteht aus mehreren unterschiedlich abgelagerten Straten, die in der Kammermitte eine Konzentration in einer Mulde bilden. In ihrer Zusammensetzung deuten sie auf eine primäre Brandzerstörung eines Gebäudes hin. Zahlreiche Holzkohlestücke, verkohlte Keramik und verbrannte Lehmstücke zeugen eindeutig davon.
Es fanden sich zudem viele, teils beinahe vollständig erhaltene, feine Gefäße wie etwa Schalen und Becher, aber auch Koch- und Vorratsgefäße der Phasen Mittelhelladisch III bis Späthelladisch IIA.
Erwähnenswert ist auch ein kleines, nur 8 mm dickes, bemaltes Stuckfragment, das an der geglätteten beigen Außenseite einen schwarzen Punkt mit einer gekurvten Linie zeigt. Die Feinheit des Fragments weist auf einen Teil eines stuckierten Gegenstandes, etwa eines Opfertisches, hin.
Verschiedene Hinweise deuten auf Arbeiten im häuslichen Bereich (Mahlsteine, Webgewichte, Obsidian, als Werkzeug verwendete Bimssteine o.ä.) oder eventuell nahegelegener Werkstätten (Bronze-Gussreste).
Besonders interessant sind hierbei eindeutige Belege einer Purpurfarbproduktion in der frühmykenischen Vorstadt: Neben einer kleinen Grube mit einer großen Menge an zerdrückten Purpurschneckenschalen fanden sich zwei anpassende Gefäßfragmente, an deren Innenseite sich einzigartiger Weise Reste von Purpurfarbpigmenten erhalten haben. Die chemische Analyse zur Herkunftsbestimmung wird unter der Leitung von F. Kanz durchgeführt (FB Forensische Anthropologie der Medizinischen Universität Wien).
2. Keramikstudien von Funden aus den Grabungen 1985-89 in K 10 und K 07
Neben den laufenden Grabungen und der wissenschaftlichen Bearbeitung des Fundmaterials wurde mit der Wiederaufnahme der Studien des keramischen Materials aus den Grabungen in K10 und im angrenzenden schmalen Eingangsbereich K07 in den 1980er Jahren begonnen. Die Funde der Grabungen unter H. Walter wurden stark aussortiert, sodass der Bearbeitung heute lediglich signifikante Stücke zur Verfügung stehen. Wie eine erste Durchsicht und Aufnahme der Keramik zeigte, handelt es sich zu einem Viertel um musterbemalte Fragmente, vollständig bemalte Fragmente bilden besonders in Kammer 7 einen Großteil der aufbewahrten Exemplare, wohingegen in Kammer 10 auch viele unbemalte Gefäßfragmente zu finden sind. Die Keramik ist den Phasen Späthelladisch I und IIA zuzuordnen und dürfte überwiegend lokal produziert worden sein.
3. Mauersanierung in den prähistorischen Vorstädten im
Osten
Ein wesentlicher Teil der jährlichen Geländearbeiten stellt die systematische Sanierung von besonders gefährdeten Mauerabschnitten dar. Die Maßnahmen konzentrierten sich auf den Nordosten der Vorstädte. Die Sicherung des Bestands wird in erster Linie durch Schließung der ausgewaschenen Fugen mit einem in den letzten Jahren erprobten Mörteltyp und durch die Unterstützung der unterspülten Fundamentbereiche mittels Untermauerung erreicht. Die Fußbereiche der Mauern sollen in einem späteren, abschließenden Schritt durch leichte Erdanschüttung zusätzlich vor zukünftiger Auswaschung geschützt werden.
Mit Hilfe der seit 2011 geführten Fotodokumentation ist auch die Wiederherstellung von in den letzten Jahren ausgebrochenen Stellen möglich, indem Originalsteine nach dem Konzept der Anastylose wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht werden. Notwendige neue Steine oder Untermauerungen werden vollständig verputzt und durch eine leichte Absetzung vom historischen Mauerwerk erkennbar gemacht. Baufugen bleiben gemäß den Beobachtungen der Bauabfolge auch im restaurierten Zustand erkennbar.
LITERATUR:
Wohlmayr W., Ägina-Kolonna – Ein Blick auf die Vorstädte. In: Lang F. / Wohlmayr W. (Hrsg.), 50 Jahre Archäologie an der Paris Lodron-Universität Salzburg. Archaeo Plus Band 9. Salzburg 2017, 133-146
Grabungsleitung: W. Wohlmayr (Universität Salzburg)
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: L. Berger (Universität Salzburg), A. Tanner (ETH
Zürich)
Studierende der Universität Salzburg: E. Akimova, D. Frank, E. Humer, E.M. Kreuz, J.
Schnöll, A. Sendlhofer, A. Stollnberger, M. Theobald
Temporäre MitarbeiterInnen: E. Zikou (Keramikrestaurierung), M. del Negro (Fotografie)
Kooperationen: ÖAI Athen; H. Birk (Geodäsie); A. Karanthanou (Archäobotanik); P.
Karkanas (Mikromorphologische Analyse)
Finanzierung: Paris-Lodron Universität Salzburg, INSTAP Philadelphia (U.S.A.)
Lydia Berger